Blog-Archiv

Donnerstag, 7. Juni 2012

HRP



Haute Route de Pyrénées  
(Haute Randonnée Pyrénéenne)
Vom Atlantik Richtung Mittelmeer - Nächste Etappen 2012: Lescun bis Andorra

Juni 2012 - es ist so weit: die nächsten Etappen auf der HRP stehen bevor. Die Bahnticktes der SNCF sind eingetroffen und am Donnerstag 21.06.2012 spätnachmittags geht es wieder in die Pyrenäen.

Anreise
Ich fahre mit dem TGV nach Marsaille, mit dem Intercity de Nuit bis Toulouse und von dort weiter mit der Bahn über Pau nach Olorons. Weiter geht es dann mit dem Bus bis zur Pont de Lescun, wo ich den Angaben des Busfahrplans zufolge, am Freitag 22.06.2012 um 10:30 anzukommen hoffe. Dann laufe ich von der Pont de Lescun hoch nach Lescun. Der Wiedereinstieg in den HRP erfolgt also an der Stelle, an der ich 2010 wegen Schlechtwetter abgebrochen habe.

Start
Die Etappe Lescun - Ref. d'Arlet ist mit ca.7 h angegeben, so dass ich damit um etwa 18:00 Abends an Ref. d'Arlet ankommen müsste, voraussichtlich müde und erschöpft von Anreise und Etappe, aber happy. Durch den Start an der Pont de Lescun werden es am Ende des Tages voraussichtlich 1.700 hm Aufstieg sein, die 1.300 die Ton Joosten von Lescun bis zum Ref. d'Arlet angibt, plus die ca. 400 von der Pont de Lescun bis nach Lescun. Das ist schon heftig. Vielleicht nimmt mich jemand im Auto mit hoch nach Lescun, ich werde mal den Daumen raushalten.

Ich freue mich riesig auf das erneute Eintauchen in die Bergwelt der Pyrenäen, das Abschalten vom Alltag, die Konzentration auf das was aktuell vor mir liegt, das Kennenlernen von interessanten und freundlichen Menschen und hoffe natürlich, dass das Wetter diesmal mitspielt. Mein Plan ist, den HRP von Lescun bis Andorra auf der im Guide von Ton Joosten beschriebenen Route zu laufen.
Auf die Tour vorbereitet habe ich mich durch MTB-Touren und Wanderungen im Schwarzwald. Aber eine Sache macht ja immer den Unterschied: der schwere Rucksack. Es ist immer wieder spannend wie ich das verkrafte, bzw. wie viele Tage es dauert bis das Gewicht des Rucksacks akzeptabel ist.

Ausrüstung


- Guide: Ton Joosten, Pyrenäen Haute Route. 
- Karten: die spanischen "mapa excursionista - carte de randonées" des Institut Cartogràfic de Catalunya und die Carte de Randonnées vom französischen Institute Geographique National. Die Karten haben ihren Dienst getan, manchmal gab es kleine Abweichungen.
- GPS: Garmin GPSmap 60CSx
- dazu die Karten Garmin Topo France Sud Ouest 2008 und Garmin Topo Espana 3.0.
- Rucksack: Sehr großer Vaude Trekking-Rucksack (Modell steht nicht drauf, siehe Foto).
- Zelt: Salewa Ultima II, 2.5 kg, 1-2 Personen, schnell aufgebaut, bin total zufrieden damit.
- Iso: Trangoworld skin micro lite von casa artiach, 500 gr (!), kleines Packmaß, rutschfeste Oberfläche und gute Wärmereflektion.
- Schlafsack: Mountain Equipment helium 250, 500 gr (!), kleines Packmaß, 2 - 25 Grad Celsius, extrem bis - 9 Grad Celsius, für meinen Geschmack auch in kalten Nächten in Kombi mit Fleece etc. völlig OK.
- Kochen: Brenner primus Expresstove (72 gr), zusätzlich ein Steckkartuschenadapter.
- Kochtopf aus Titan von Snow Peak.
- Geschirr: superleichtes "Faltgeschirr" aus Plastik von Orikaso.
- Gamaschen und Pickel
- Leichte Steigeisen Camp XLC 490
- u.v.m.

Die Tour ist gemacht, mal wieder etwas anders als geplant, aber dennoch wunderbar. Ich beginne zunächst mal mit dem Hochladen einiger Etappenbilder, dann folgt Zug umd Zug der Text. 
________________________________________________________________________
Tag 1: Lescun - Ref. d'Arlet, 22.06.2012 - 1.800(!) hm auf - 9,5 h - 25 km


Pünktlich auf die Minute um 10:30 steige ich an der Pont de Lescun aus dem von Olorons kommenden Bus aus. Das Wetter ist entgegen dem was ich im Internet gesehen habe trüb und bewölkt, keine Sonne, aber warm. Der Bus fährt weg, ich stehe wieder an dieser Bushaltestelle wie 2010, als ich hier abgebrochen habe. Ich erinnere mich genau an die Örtlichkeit, es hat sich nichts verändert. Der Aufstieg nach Lescun dauert eine Stunde, es nimmt mich niemand im Auto mit.

In Lescun gehe ich geradewegs zu der Pension, in der ich 2010 übernachtet habe und mache eine ausgedehnte Kaffeepause. Um 12:00 beginne ich dann mit der eigentlichen Etappe. Zunächst geht es auf Teersträßchen aus Lescun heraus, vorbei am Campingplatz, dann auf Feldwegen und letztlich auf Bergpfaden.
Es gibt keine Probleme bei der Wegsuche, aber der Aufstieg strengt mich mal wieder enorm an, es ist der erste Tag! Ich laufe daher langsam aber kontinuierlich.

Während des Aufstiges passiere ich einen Brunnen und die verschlossene Cabane de Bonaris, bei der ebenfalls ein Brunnen sprudelt. Mit Wasser bin ich also gut versorgt.
Den ganzen Auftstieg bin ich im Nebel gelaufen und nun komme ich oben an und: es ist Inversions-Wetterlage. Unten die Suppe, oben blauer Himmel. Ich bin begeistert. Ich dachte schon ich habe entgegen den eigentlich guten Wettervorhersagen nun doch schlechtes Wetter, aber jetzt komme ich oben am Col de Pau an, es wird immer heller und dann habe ich diesen gigantischen Ausblick.





























Der Ausblick ist faszinierend. Auf der französischen Seite legt sich der Wolkenteppich wie Watte in die Täler und um die Gipfel, während auf der spanischen Seite die Wolkendecke aufgerissen ist. Ich mache eine Pause, einige Fotos und dabei muss mir irgendwie mein Sonnenkäppi herausgerutscht sein, jedenfalls war es weg als ich es später wieder aufsetzen wollte. Das sollte noch ein Problem werden, lösbar, aber nicht so ganz wie ich mir das gewünscht hätte. Ich ziehe also nach der Rast am Col de Pau weiter und der Weg wird zäh für mich.

Ich brauche letztlich 4 statt der angegebenen 3 Stunden. Am Ende bin ich froh anzukommen.
Mein Nacken brennt, ich habe mir einen Sonnenbrand zugezogen. Zum einen weil ich keinen Sonnenschutz auf dem Kopf mehr hatte, zum anderen aber - entgegen besserm Wissen - ich die Sonnencreme im Nebel nicht aufgetragen habe. Ein Fehler, Strahlung ist auch im Nebel da, ich weiß es eigentlich!

Normalerweise ziehe ich meine Schildmütze in solchen Situationen verkehrt herum auf, so dass das Schild bei einer von hinten scheindenden Sonne Schatten für den Nacken spendet.

Aber ich habe die Kappe ja verloren, muss also bald nach Ersatz suchen und mir zudem für morgen eine Lösung einfallen lassen. Ich darf nicht mehr viel Sonne in den Nacken kriegen, am besten keine, sonst wird das echt unangenehm.

In der Hütte sind etwa 20 Gäste. Ich kriege noch etwas zu Essen und mache mich danach gleich daran mein Zelt neben der Hütte aufzuschlagen und bin früh im Schlafsack. Es dauert auch nicht lange bis ich - umgeben von einer himmlischen Ruhe - einschlafe.
_______________________________________________________________________
Tag 2: Ref. d'Arlet - Candachu, 23.06.2012 - 904 hm auf - 7,5 h - 21,5 km


Ein neuer Tag: Sonne pur. Vom Aufstehen weg scheint die Sonne, es ist warm und ich habe Lust weiterzulaufen. Mein Frühstück nehme ich im Refuge d'Arlet zu mir, ich will lieber Kaffee als Pfefferminztee. Nach dem Frühstück ist packen angesagt. Die Sachen sind trocken, alles geht problemlos und um 09:00 bin ich startklar, freue mich auf diese Etappe, die mir das Wahrzeichen der Pyrenäen näher vor die Kamera bringen wird und die mich vor allem auf altbekannte Pfade des GR 11 führen wird. Auf dieses Wiedersehen freue ich mich besonders. Manche können das vielleicht nicht nachvollziehen, ich persönlich mag dieses Wiedersehen mit alten, von mir bereits begangenen, Routen.


Da ich mir gestern im Nacken einen Sonnenbrand zugezogen habe, die Sonne wieder stark scheint und ich mein Sonnenkäppi verloren habe muss ich mir etwas einfallen lassen. Ich ziehe ein langärmliges Shirt mit Kapuze an, das ich eigentlich für kältere Zeiten mitgenommen habe. Es ist nicht ideal, sieht bei dem Wetter auch etwas doof aus, ist zu warm, aber die Kapuze schützt meinen Nacken. Ich hoffe in Candachu eine neue Kappe kaufen zu können.


Auf der Strecke habe ich immer wieder schöne Ausblicke, insbesondere auf die Silhouette des Pic du Midi d'Ossau. Regelmäßig bleibe ich stehen, genieße Wetter und Ausblick, mache Fotos.

Zunächst geht es vom Refuge d'Arlet ca.600 Höhenmeter zum Pla d'Espelunguere hinunter. Die Route verläuft über Bergpfade, Kategorie lieblich, toll. Ich geniesse einfach nur.

Am "Pla" angekommen suche ich nach einem Platz für eine Rast. Schatten muss sein, es ist ziemlich heiß inzwischen.

Von oben auf die "Pla" zukommend sehe ich rechter Hand ein Gebäude mit einer Einzäunung in der sich Schafe befinden, unterhalb, etwas links, den Weiterweg über eine kleine Brücke.

Am Bach und auf der anderen Seite des Bachlaufes sind einige schöne Stellen mit Schatten, ich mache mich auf den Weg dorthin um zu rasten.

Nach der Querung des Bachlaufs setze ich mich dann im Schatten einer Baumgruppe hin und gönne mir ein paar Happen zu Essen und etwas Wasser. Ich schaue zurück Richtung Brücke und bemerke dann, dass das Gatter um die - auf der anderen Bachseite befindliche - Schafherde geöffnet worden sein muss, denn diese macht sich plötzlich auf den Weg Richtung Brücke, über die ich vor einigen Minuten gelaufen bin. Viele kleine weiße Punkte auf der Wiese kommen langsam in meine Richtung. Sie laufen über die Brücke und dann sitze ich inmitten zufrieden grasender Schafe. Schön.

Nun geht es an den Aufstieg zum Ibon d'Estanes. Zunächst verläuft die Strecke im Wald, schattig, dann in der prallen Sonne. Der Weg führt dann über eine kleine Eisenleiter, nichts schwieriges, absolut problemlos! Anstrengend ist der Aufstieg aber für mich auf alle Fälle, ich laufe ein gemächliches Tempo. Dann bin ich endlich oben. Auf den Ausblick habe ich mich gefreut, das Wiedersehen mit den alten GR 11 Pfaden, dem See und der Stimmung da oben. Ich mache eine Pause, koche mir etwas, genieße die Stimmung und den Ausblick.

Den Weiterweg nach Candachu kenne ich ja. Als ich mich dann aufraffe weiterzulaufen verläuft alles so wie ich es erwartet habe. Erst als ich an der Stelle ankomme, an der man einen Bachlauf queren muss, am Gave d'Aspe, wird es etwas problematisch. Zu spät erkenne ich (in meiner Erinnerung fehlt hier ein Hinweis, ein Zeichen, dass man sich nach links orientieren muss), dass ich nach links hätte absteigen müssen und eine Art Umgehung dessen gemacht hätte was nun kommt.

Ein Pfad, schmal, abschüssig und teils in riskantem Gelände, ca. 20 Höhenmeter über der sicher besseren Route laufend, unnötig, besser ist es abzusteigen und ein paar Höhenmeter zu verlieren.

Mir ist richtig mulmig zumute, abrutschen möchte ich hier auf keinen Fall. Das würde eine 50 Meter Rutschpartie über Steine und Dreck nach unten bedeuten. Der Pfad ist immer wieder von Geländeabgängen verschüttet, verläuft riskant im steilen Gelände und führt mich am Ende endlich wieder auf die Route, die weiter unten diesen unangenehmen Teil umgangen hat. Fazit: an dieser Stelle aufpassen und nach links absteigend diese riskante Stelle umgehen. Zeitlich schenken sich die Routen beinahe nichts, sie sind nur ca, 20 Meter Luftlinie auseinander. Also besser die unten liegende Route nehmen, auch wenn man zusätzliche Höhenmeter machen muss! Der Weiterweg ist mir bekannt. Über den Collado de Causiat komme ich dann nach Candachu, zuerst die Ausläufer der Skipisten passierend, dann über den großen Ski-Parkplatz hinein nach Candachu. Candachu ist "tot" wie 2008, als ich auf dem GR 11 hier vorbeigekommen bin. Mein Plan war, zum Refuge Aysa, am Col du Somport gelegen, durchzulaufen, was ich auch mache. Ich bekomme einen Schlafplatz in einem 6er Zimmer mit Frühstück, für 20 €. Es ist dasselbe Zimmer wie 2008 auf dem GR 11. Ich glaube nicht an Zufälle...

Der Preis Ü+F betrug im Ref. Aysa 20 €, das ist für mich OK. Als ich nach Beendigung der Tour zu Hause im Internet gesehen habe dass es eine Neuausgabe des GR 11 Guides von Hartmut Stahn gibt, habe ich diese Neuaufage gleich bestellt. Neugierig auf Änderungen und ob Tipps, die ich gegeben gegeben hatte, verwendet worden sind. Einige meiner Tipps sind in dieser Neuauflage tatsächlich als Leserhinweis aufgeführt. Leider (weil 4 Jahre alt) auch meine aus dem Jahr 2008 stammenden Preisinformationen für das Ref. Aysa von 17 € für Ü+F.

________________________________________________________________________
Tag 3: Candachu - Ref. Pombie, 24.06.2012 - 1.120 hm auf - 7 h - 15 km



Ich bin früh wach und sitze um 07:00 schon beim Frühstück. Es gibt ein kleines Frühstücksbuffet an dem man sich selbst bedient, nicht viel Auswahl aber völlig in Ordnung. Direkt neben dem Frühstücksraum ist ein kleiner Shop, in welchem man einige Lebensmittel und Souvenirs kaufen kann. Ich suche nach dem Frühstück nach einem Sonnenkäppi im Shop. Leider gibt es nur Wintermützen und einen einzigen Sommer-Sonnehut, der auch noch mit einer aufgedruckten Jakobsmuschel versehen ist. Mir bleibt nichts anderes übrig, ich brauche einen Sonnenschutz und ich nehme den Jakobsweg-Hut.

Um 08:00 starte ich in die Etappe, das Wetter sieht prima aus. Heute geht es auf das Wahrzeichen der Pyrenäen zu, den Pic du Midi d'Ossau, dann am Pic vorbei und zum Etappenziel Refuge Pombie.

Was ich erst abends bemerken werde ist, dass ich zwar jetzt einen Sonnenhut habe, aber wegen des Hutkaufs mein Fleece im Frühstücksraum vergessen habe. Der Weg nach Astun ist wie erwartet nicht sehr aufregend, er folgt der Strasse in den kleinen Skiort. Dort lädt mich nichts zum verweilen ein und ich laufe gleich weiter, der Ort ist wirklich nicht schön.




Nach Astun wird es landschaftlich besser. Über saftige grüne Hänge führt der Pfad stetig bergauf. Das erste kleine Zwischenziel ist der Ibon de Escalar, ein kleiner See. Dort findet man am Wegesrand auch eine Art Quelle, an der ich meine Wasservorräte gleich auffrische.

Der Weg führt  nach dem See weiter hinauf zum 2168 m hohen Col de Moines. Von unten ist schon zu erkennen, dass am Pass noch ein wenig Altschnee liegt.

Am Col de Moines angekommen mache ich Rast und genieße diesen tollen Ausblick:

Blick vom Col de Moines auf den Pic du Midi d'Ossau



Nach dem Pass folgt nun ein Abstieg ins Tal. Dort mache ich neben dem kleinen Fluß erneut eine Rast und koche mir sogar etwas. Ich habe Zeit. In der direken Umgebung des Flußes gibt es einige Stechmücken, so dass auch das weit getragene Anti-Brumm" mal zum Einsatz kommt. Nach der Pause geht es vorbei an der Cabane de Cap de Pount und hinter dieser Hütte ist es etwas schwierig den Pfad zu finden. Viele schwache Pfadspuren sind zu sehen, verschwinden wieder, tauchen weiter oben wieder auf. Ich bleibe immer wieder stehen, schaue nach oben, überlege wie ich laufen würde ohne Pfad und meist ist dann auch wieder ein Stück zu erkennen und irgendwann wird der Wegverlauf auch wieder klar erkennbar.

In meiner Erinnerung ist das Stück nach der Cabane teils richtig steil. Ich muss immer wieder mal stehen bleiben. Auf dem Weiterweg Richtung Col de Peyreget "gerate" ich dann kurz vor dem Lac de Peyreget in eine Schafherde. Die Tiere müssen auf ihrem Weg eine Engstelle passieren und es staut sich. Ich will nicht warten bis die Tiere durch sind und mische mich einfach unter die Herde.

Das klappt ganz gut, die Tiere machen mir Platz und lassen mich durch. Allerdings ist der Duft inmitten der Herde ziemlich streng. Ich sehe auch einige Schafe mit Verletzungen, manche humpeln auf drei Beinen weil das vierte vermutlich gebrochen ist.

Gleich nach der Engstelle kommt der Lac de Peyreget. Ich laufe zügig weiter und kann dann von weiter oben sehen, wie die Schafe den Platz vor dem See "fluten" und sich jedes Tier einen Platz zum trinken sucht. Eine schöne Szene. Die wussten genau warum sie hier hochlaufen.

Endlich bin ich oben am Pass und habe Ausblick auf die Seitenwände des Picdu Midi d'Ossau, den Weiterweg Richtung Refuge Pombie, sowie die Täler und Gipfel der morgigen Etappe. Nun geht es hinunter zu Etappenziel, dem Refuge Pombie. Ich passiere noch kleine Seen (Lacs du Col de Peyreget), auf denen teils noch Reste der Eisdecke schwimmen

Der Weg schlängelt sich vorbei an den Seen  und führt mich letztlich zum Refuge. Dort ist richtig Betrieb. Am See liegen Leute in der Sonne, einer badet sogar und rund um die Hütte sitzen Leute, manche mit Kletterausrüstung. Ich schlage mein Zelt neben der Hütte auf und genieße noch die Wärme der Sonne. Ich lerne einen jungen Kanadier kennen, der einige Monate durch Europa reist und aktuell eben durch die Pyrenäen. Er erzählt mir dass er die letzten 14 Tage bei einem Schäfer gelebt und mit ihm die Schafe gehütet hat und nun ein wenig klettern will. Nach dem Abendessen in der Hütte bin ich früh im Zelt. Ich bin müde und schlafe auch ziemlich schnell ein.

Lac und Refuge de Pombie

________________________________________________________________________
Tag 4: Ref. Pombie - Ref. de Laribet, 25.06.2012 - 1.400 hm auf - 9,5 h - 17,5 km

Gestern Abend habe ich am Tisch noch 3 nette Franzosen kenengelernt, die zusammen ebenfalls die HRP laufen und sich heute im Tal - es ist eine Strasse zu queren - mit frischen Lebensmitteln versorgen lassen wollen. Ich werde die Gruppe noch ein paar mal sehen, allerdings laufen die ein sehr hohes Tempo und mich da ggf. mal anzuschließen wäre nicht möglich.Das ist mir zu schnell!

Die Nacht war angenehm ruhig, ich habe gut und tief geschlafen. Heute komme ich früh los, um 07:30 ist gefrühstückt, es ist alles schon gepackt und ich marschiere los.



Der frühe Start ist wichtig, es steht nach der Einteilung von Ton Joosten heute eine der schwierigeren Etappen bevor ("the first day...that might cause serious problems"). Nun, Probleme gab es keine, es wurde einfach nur ein super schöner Tag.

Vom Ref. Pombie aus geht es nun zunächst nur bergab, über Wiesen, an Bachläufen entlang, irgendwann über eine Brücke in den Wald hinein. Das Waldstück endet dann kurz vor der D 934, die hier zu queren ist. Hier gibt es einige Parkplätze und auch Müllcontainer. Das hatte ich gehofft und ich kann hier meinen mitgeschleiften Müll entsorgen.



Auf der anderen Seite der Strasse ist der gut beschilderte Weiterweg schnell gefunden, 3 Stunden zum Ref. Arremoulit sind angegeben. Der Weg verschwindet kurz nach der Strasse zunächst wieder im Wald und gewinnt zügig an Höhe.

Nach dem Queren einer Brücke geht es aus dem Wald raus und weiter "in sengender Sonne", wie ich in meinem Tourbericht notiert hatte. Es ist wirklich heiß und ich schwitze ordentlich. Aber die Höhe wird kontinuierlich genomen, es geht stetig und recht gleichmäßig bergauf. Außerdem wird der Weg von einem munter plätscherndem  Bach begleitet.

Blick auf Lacd 'Artouste und Umgehungsroute Passage d'Orteig
Ich halte ab und zu mal an, erfrische mich mitdem kalten Wasser und nehme natürlich bei Bedarf Trinkwasser auf. Der Aufstieg führt auf den 2259 m hohen Col d'Arrious zu und kurz bevor ich diesen erreiche kommt von hinten die Gruppe der 3 Franzosen mit ihren sehr hohen Tempo. Wir grüßen und unterhalten uns kurz, dann ziehen sie weiter, schwer schwitzend und mit enorm hohem Tempo.

Lac d'Arrious
Die Passage d'Orteig
Nach dem Col d'Arrious hat man einen schönen Blick auf den weiter unten gelegenen Lac d'Artouste und damit auch auf die mögliche Umgehungsroute (runter zum See und dann die im Bild erkennbaren Serpentinen wieder hoch) der sog. Passage d'Orteig, die ein Stück nach dem Col d'Arrious beginnt. Auf der HRP bleibend geht es dann vorbei an dem schönen Lac d'Arrious und dann durch die Passage d'Orteig.

Die Passage d'Orteig
Die Passage erweist sich als gut machbar, man muss jedoch die Tritte aufmerksam setzen, ein Stoplern und abrutschen hätte vermutlich schlimme Folgen, denn es geht linker Hand weit hinunter. Aber bei guten Wetter wie heute und wenn man trittsicher ist, ist diese Passage kein Problem, eher Abwechslung und Genuss. Schion bald nach der Passage hat man einen tollen Blick auf Lac und Ref. d'Arremoulit. Das Refuge liegt Nahe am See und ich steige zügig ab um dort eine Pause zu machen.


Abstieg zu Lac und Ref. d'Arremoulit in traumhafter Kulisse, Ref. selbst ist auf Foto hinter Felsen verborgen

Refuge d'Arremoulit
Unten angekommen treffe ich die 3 Franzosen wieder. Das Refuge ist klein, hat aber eine angenehme Atmosphäre. Auf einer Wäscheleine über den Dach flattert Wäsche zum Trocknen im Wind und ich frage mich, wie man die da oben aufgehängt bekommt. Neben dem Refuge steht noch ein Zelt, in dem man ebenfalls übernachten kann. Ich geselle mich zu den 3 Franzosen und mache Pause mit Kaffe, Wasser und Brot und Salami aus meinen Vorräten.

Nach der Pause ziehe ich weiter Richtung Col du Palas (2517 m), nicht ohne immer wieder den Blick zurück zm Lac d'Arremoulit zu genießen. Der Aufstieg zum Col du Palas ist anstregend.

Es geht lange durch Gelände mit großen Felsblöcken und der Weg führt über diese Felsblöcke hinweg. Das kostet Kraft.

Blick vom Col du Palas
Nach dem Gelände mit den Felsblöcken, kurz vor dem Pass, wird es etwas "angenehmer", der Weg führt nicht mehr über diese Felsblöcke und der Pass ist in greifbarer Nähe.


Am Pass angekommen mache ich Pause, genieße die Aussicht und beobachte eine Gruppe die vor mir läuft, da für mich der Weiterweg von hier aus nicht klar erkennbar ist. Ich entschließe mich letztlich denselben Weg wie diese Gruppe zu nehmen, auch wenn ich sehe, dass das Gelände wohl nicht einfach ist und ich kurz überlege, lieber etwas abzusteigen und eine andere Route zu versuchen.

Der Weg führt hier durch felsiges Gelände, aber der Untergrund ist teils lose und rutschig, teils noch mit eisigen Stellen bedeckt. Es geht dann besser als gedacht und nach diesem etwas unangenehmen Stück geht es weiter über ein großes Schneefeld, der Port de Lavedan entgegen.

Richtung Port de Lavedan, als "V" in der Felslinie links der Bildmitte bereits zu erkennen
Der Durchschlupf der Port de Lavedan
Steile Stellen vor der Port de Lavedan
Der Übergang vom Schneefeld auf den unterhalb der Port de Lavedan wieder zu Tage tretenden felsigen Untergrund ist etwas anstengend. Ich lege die Steigeisen ab, befestige sie und den Pickel am Rucksack und mache mich auf die letzten Meter hinauf zur Port de Lavedan. Das ist Kletterei im 1. und 2. Grad. Alles machbar und ohne Gepäck kein Problem. Aber mit dem schweren Rucksack muss ich schon aufpassen. An einer Stelle wuchte ich dann den Rucksack vor mir hoch auf die nächste Stufe und klettere befreit von diesem Gewicht hinterher.

Am Ende kommt eine Art "Durchschlupf", der Pfad führt von Felsen flankiert auf die andere Seite der Port de Lavedan und bietet sofort einen tollen Blick auf die Abstiegsroute. Ich lege die Steigeisen wieder an, nehme denPickel zur Hand und beginne gleich mit dem Abstieg. Die Spur im Schnee ist klar erkenbar, an einigen Stellen ist Aufmerksamkeit erforderlich,weil die Spur in gerader Linie nach unten führt. Ich nehme diese Stellen im "Rückwärtsgang", Blick nach oben und Stufe für Stufe die Schritte nach unten setzend. Das klappt prima, ich habe immer sicheren Halt.

Nach den Schneefeldern komme ich im Abstieg noch an zwei Seen vorbei und freue mich auf die Ankunft im Refuge de Larribet. Aber es zieht sich am Ende sehr lange. Immer wenn ich denke jetzt müsse doch das Refuge auftauchen, macht der Weg noch eine Kehre. Und dann ist es doch endlich so weit, das Refuge de Larribet liegt unter mir. Ich bringe den letzten fälligen Abstieg hinter mich und komme ziemlich müde am Refuge an.

Es sind nur sehr wenige Gäste im Refugio, gerade mal 2 Tische sind beim Abendessen belegt. Der Wirt teilt die Gäste "nach Sprache" auf die Tische ein. Jederwird gefragt, ob er sich abends lieber auf französisch oder spanisch unterhalten möchte. Gemäß meiner Wahl werde ich dem "Franzosentisch"zugeteilt. Es gibt mal wieder Linsen, verstehen werde ich das nie, wieso man das auf Berghütten so oft serviert. Sicher ist es praktisch für die Küche, aber ebenso sicher schlecht für die Luft im Schlafraum. Es schmeckt gut, aber ich bin froh dass ich mein Zelt draussen stehen habe... Dort muss ich mich am Ende richtig beeilen ins Zelt zu kommen, weil rund um die Hütte plötzlich sehr viele Stechmücken sind. Ein anstrengender aber grandioser Tag geht zu Ende.

Letzter Abstieg vor dem Refuge de Larribet




________________________________________________________________________
Tag 5: Ref. de Laribet - Ref. Wallon, 26.06.2012 - 1.050 hm auf - 9 h - 20 km

Wieder ein traumhafter Tag, Sonne pur. Ich frühstücke im Refuge de Larribet und bin um 07:45 startklar. Vom Refuge aus geht es abwärts durch das Tal des Ruisseau de Larribet.

Die Landschaft ist schön und geprägt vom Bachlauf, der sich immer wieder in kleinen Seenlanschaften aufstaut. Es macht richtig Spaß durch diese Landschaft zu laufen. Der Abstieg dauert an bis zur Cabane de Doumblas.

Ab hier beginnt dann der Aufstieg Richtung Port de la Peyre-Saint-Martin (2295 m). Ich laufe zunächst noch im Schatten, weil die Sonne noch nicht über die Bergketten gekommen ist. Der Aufstieg Richtung Port de la Peyre-Saint-Martin zieht sich ziemlich lange hin und der Weg ist in seinem weiteren Verlauf meist gut einzusehen.

Nach gut 4 Stunden ist dann zu erkennen dass der Aufstieg so langsam zu Ende gehen muss und bald danach bin ich oben. Zwei andere Trekker sitzen schon da und rasten. Ich suche mir auch einen schönen Platz im Gras und pausiere. Der Blick auf die andere Seite des Passes ist auch ein Blick auf den GR 11, dessen schwierigste und letzte "hohe" Etappe dort verläuft. Bis hierher war das eine Tour auf ganz normalen Bergpfaden.

Nun beginnt der Aufstieg zum noch ca. 400 Höhenmeter weiter oben liegenden Col de Cambales (2706 m). Dazu laufe ich von der Port de la Peyre-Saint-Martin ein kurzes Stück zurück, wo der Weiterweg gut erkennbar nach rechts abzweigt.




Das Gelände wird im Verlaufe des Aufstiegs stetig alpiner, das Grün verschwindet. Der Weg führt durch felsig-steiniges Gelände, immer wieder unterbrochen von Schneefeled-Passagen.









Balaitus
Etwa 6 Stunden nachdem ich das Refuge Larribe verlassen habe stehe ich dann endlich auf dem Col de Cambales und genieße den Ausblick auf den Balaitus und andere große Gipfel, sowie den Blick auf die Lacs de Cambales und damit auch die Abstiegsroute.

Blick vom Col de Cambales auf die Lacs de Cambales und den Weiterweg zum Refuge Wallon




Nach einer längeren Rast zieht es mich nun dem Ziel entgegen, dem Refuge Wallon. Ich will zügig absteigen und dort ankommen. Der Weiterweg führt immer wieder über harmlose Schneefelder die mir sehr willkommen sind. Ich kann über die Schneefelder viel einfacher und schneller absteigen als auf einem Pfad. Auf dem GPS beobachte ich dabei immer, ob ich dadurch von der Route abkomme und korrigiere die Richtung entsprechend.


Der Abstieg ist landschaftlich schön, begleiet wird er oft vom plätschernden Geräusch des gegen Tal fließenden Schmelzwassers. Eine Bachquerung der besonderen Art findet man hier auch. Mit einem Mix aus Steinen und alten Tonnen wurde die Querung des Bachlaufs ermöglicht.




Kurz vor dem Refuge Wallon trete ich dann noch in eine ganz besondere Landschaft ein.

Ein Wald aus großen Pinien nimmt mich auf. Es sind einige bereits abgestorbene Bäume dabei, die aber nicht minder beeindruckend sind als die noch lebenden.

Als ich dann aus dem Wald herauskomme bin ich kurz danach am Refuge Wallon. Am Refuge ist richtig Betrieb, ich schätze mal es sind gut 50 / 60 Leute hier.


Das Refuge Wallon




Unterhalb des Refuge sind viele tolle Plätze um das Zelt aufzuschlagen, was ich auch gleich nach meiner Ankunft mache. Das Gelände wird von einem Bachlauf durchzogen. Es sind noch ein paar andere Zelte aufgestellt, aber alles ist so weitläufig dass man sich gegenseitig überhaupt nicht stört. Mein Zelt steht nur ein paar Meter neben dem Bach und ich genieße die Idylle. Meine Füße haben heute einiges abbekommen, trotz bereits aufgeklebter Compeeds und ich werde sie morgen vor dem Abmarsch nochmal "verarzten" müssen, damit die Blasen nicht größer werden.

Wieder geht eine Etappe der HRP zu Ende. Es war eine Mischung aus lieblicher Landschaft, hochalpinem Gelände und einem Abschluss mit einem beeindruckenden Pinienwald und einem idyllisch gelegenen Refuge Wallon. Trotz der vielen Leute und sicher auch wegen einer ruhigen, vom Plätschern des Bachs begleiteten, Nacht in meinem Zelt ein angenehmer Aufenthalt.
________________________________________________________________________
Tag 6: Ref. Wallon - Ref. Bayssellance, 27.06.2012 - 1.350 hm auf - 8 h - 14 km

Heute steht ein besonderer Tag an. Es geht am Vignemale vorbei, einer eindrucksvollen Berggestalt, die mich schon 2008 auf dem GR 11 fasziniert hat. Ich hoffe das gute Wetter hält sich, so dass ich beim Refuge des Oulettes de Gaube den erwarteten tollen Blick auf die Nordseite des Vignemale-Massivs haben werde.

Das Frühstück nehme ich im Refuge Wallon zu mir. Es ist wie so oft sehr schlicht. Es gibt Milchkaffee, Zwieback, etwas Butter und Marmelade.






Gepackt habe ich schon vor dem Frühstück. Ich verarzte meine Füße nochmal mit Compeeds, um die Blasen zu schützen und starte bei besten Weter in diese Etappe.

Ein kurzes Stück folgt der Weg dem Flüsschen "Gave de Marcadau" Richtung Pont d'Espagne, bevor ich dann nach rechts abbiege und den Fluß über eine Brücke quere. Auf dem Abschnitt gibt es schöne Rückblicke auf das Refuge Wallon. Der Weg schlägt eine südliche Richtung ein und folgt dem Lauf des "Gave d'Aratille" aufwärts Richtung Puerto (oder Col) d'Aratille (2528 m) bzw. Col des Mulets (2591 m).


Auch auf diesem Abschnitt stehen beeindruckende, große, alte Pinien, wie gestern kurz vor der Ankunft im Refuge Wallon.

Der Weg führt stetig bergan und ich genieße die Blicke die sich im Tal bieten.

Die Felsen sind größtenteils stark abgeschliffen, hier scheint einmal ein Gletscher gewesen zu sein. Der Weg führt teilwesie auch über diese abgeschliffenen Felsplatten und als Markierung dienen häufig Steinmännchen.




Im Laufe des Aufstiegs merke ich, dass sich in der Schulter ein Problem anbahnt, ich bekomme zuerst leicht, dann immer stärker werdend Schmerzen. Ich pausiere öfter mal, um den Druck des Rucksacks von den Schultern zu nehmen, muss ja aber irgendwann wieder weiter. Landschaftlich ist der Aufstieg jedoch traumhaft.

HRP: Rückblick auf Aufstiegsroute vom Ref. Wallon Richtung Col d'Aratille kurz vor Lac d'Aratille



Es geht vorbei am schönen Lac d'Aratille und dann gleich nach dem See auf ein von weitem schon erkennbares Schneebrett zu, das dann auch gequert werden muss.

Nach dem Passieren des Schneebretts geht es dann zügig weiter Richtung Col de Aratille.

HRP: Lac d'Aratille und Vignemale
HRP: letzter Anstieg vor Col d'Aratille
Kurz vor dem Pass ist noch der Lac du Col d'Aratille auf der linken Seite zu passieren und danach ist nochmal ein kleines Stück Aufstieg zu bewältigen, bevor der Pass dann endlich erreicht ist.

"Endlich am Pass" zum einen, weil mir die Schulter immer mehr Probleme bereitet und zum anderen, weil ich mich sehr darauf gefreut habe den Vignemale wieder zu sehen. Ein Foto von mir vor dem Vignemale muss dann einfach sein.

HRP: Blick auf Vignemale, rechts Richtung Val del Ara
HRP:Richtung Col de Mulets
HRP: Blick auf Col de Mulets
Von hier aus könnte man nun absteigen in das Valle de Ara, wo der GR 11 mit seiner Etappe San Nicolas de Bujarelo nach Balnearios de Panticosa läuft.

Ich stehe hier am 27.06.2012 und blicke Richtung GR 11, den ich am 28.06.2008, also fast auf den Tag genau vor vier Jahren da unten gelaufen bin. Ein schönes Gefühl.

HRP: am Col des Mulets
Beim Blick nach vorne Richtung Col de Mulets sehe ich aber, dass noch einiges an Laufarbeit auf mich wartet.

Ich ziehe also bald weiter und bin froh, als ich endlich am Pass angekommen bin und in das Vallee de Gaube hinunterschauen kann.

Den Abstieg bringe ich so zügig wie möglich hinter mich. Ich will unbedingt eine schöne lange Pause machen und den Blick auf die Nordflanke desVignemale genießen.



Im Tal angekommen steuere ich zügig auf das Refuge des Oulettes des Gaube zu und vergesse dabei auf die Wegmarkierungen bzw. überhaupt auf Wege zu achten.

Das "rächt sich" kurz vor dem Refuge, als ich dann vor einem breiten, knietiefen und eiskalten Bacharm stehe und mich verduzt umschaue, wie ich da rüberkommen soll. Es hilft nichts. Entweder ich laufe weit zurück und suche den richtigen Weg, oder ich ziehe Schuhe und Socken aus uns mache die paar Meter eben durch das eiskalte Wasser. Letztlich ist der Weg durch den Bach auch  die Entscheidung und es klappt problemlos.


HRP: Blick auf die Nordseite des Vignemale in der Nähe des  Refuge des Oulettes de Gaube

HRP: Aufstieg zur Horquette d'Ossoue
Im Refuge des Oulettes de Gaube mache ich eine ausgedehnte Pause und genieße den Ausblick. Es ist phantastisch und ich überlege eine Weile, ob ich nicht doch in dieser wunderbaren Szenerie das Zelt aufschlagen soll, entscheide mich aber am Ende für's weiterlaufen. Das Refuge Baysselance liegt nur noch ca. 2 Stunden entfernt und dort wartet schon der nächste optische Leckerbissen: der Cirque de Gavarnie mit dem Monte Perdido und der Breche de Roland.



HRP: Vignemale
HRP: Blick auf Breche de Roland
Beim Aufstieg zur Horquette d'Ossoue habe ich immer wieder schöne Blicke auf den Vignemale. Esläuft trotz der stärker werdenden Schulterschmerzen ganz gut und den Weiterweg zum Refuge de Baysselance bringe ich zügig hinter mich. Leiderwird es diesig und ich kann keine guten Fotos von der tollen Aussicht machen.

Am Refuge de Baysselance angekommen entscheide ich mich im Refuge zu nächtigen statt im Zelt, da das gesamte Gelände das ich vor dem Refuge passiert bahe sehr steinig (viele kleine spitze Steinchen) und damit gefährlich für den dünnen Boden meines Zeltes ist. Diese Entscheidung werde ich noch bitter bereuen und später habe ich auch unterhalb des Refuges noch ganz gute Plätze gesehen wo andere Trekker auch campiert haben. Na ja. Nachdem ich Quartier gemacht habe und mir dabei mit Bedacht einen Schlafplatz direkt am einzigen Fenster des Schlafraumes gewählt habe, sitze ich bis zum Abendessen noch vor dem Refuge in der Sonne. Es geht recht lebhaft zu, denn es ist eine Gruppe Soldaten hier.


________________________________________________________________________
Tag 7: Ref. Bayselance - Gavarnie, 28.06.2012 - 100 hm auf - 4 h - 15 km

Die Nacht war grauenhaft. Ich bin morgens ziemlich gerädert und nicht ausgeschlafen. Als ich mich Abends hingelegt habe war das Fenster gekippt und die Luft noch in Ordnung. Dann kam aber ein älterer Franzose, meinte es sei kalt und hat das Fenster geschlossen. Die Luft beginnt schlechter zu werden. Ich hoffe schnell einzuschlafen, um das gar nicht richtig mitzubekommen. Leider klappt das nicht und ich liege wach in meinem Schlafsack. Als ich dann Nachts mal kurz raus musste, dachte ich bei der Rückkehr in das Zimmer dass es mich umhaut, so vermieft und feucht war die Luft. Ich habe dann das Fenster, an dem innen schon das Wasser heruntergelaufen ist, gekippt und mich leise wieder hingelegt. Kaum liege ich steht jemand im Raum auf und läuft Richtung Fenster. Ich befürchte das Schlimmste, aber dieser Jemand öffnet das Fenster einfach ganz. Super! Die Luft bessert sich schnell, aber so richtig kann ich nicht mehr schlafen.

HRP: Blick auf das Tal des Ossoue
Der Tag beginnt mit tollem Wetter, die Sicht ist nicht ganz klar, aber es ist sonnig und warm. Der Weg führt berab in das Tal des Ossoue und es bieten sich schöne Ausblicke. Der weitere Wegverlauf ist von oben gut einzusehen und der kleine Stausee Barrage d'Ossoue ist zu erkennen.

Im Talgrund vor dem Stausee angekommen wechsle ich von der rechten auf die linke Seite des Baches, quere eine Brücke und laufe an einer Schafherde vorbei. Eine schöne Stimmung. Die meisten Tieresind nicht auf den grünen Wiesen, sondern zwischen den Steinen des ausgedehnten Bachbetts des Ossoue.





Die HRP läuft heute gemeinsam mit dem GR 10 und der Weg macht nach dem See einen Schwenk nach rechts. Ich folge dieser Route nicht, sondern bleibe auf der Schotterpiste, die Richtung Gavarnie führt. Der Grund ist meine Schulter. Die Schmerzen sind noch stärker geworden und ich will einfach den kürzesten Weg nach Gavarnie laufen. Das ziehe ich zügig durch und nehme mir nach Ankunft in Gavarnie ein Zimmer im Hotel "Le Marbore", das ziemlich am Anfang des Ortes an der Straße liegt. Ich bin froh als ich den Rucksack von der Schulter nehmen und mich auf dem Zimmer ein wenig ausruhen kann. Ich beschließe einen Ruhetag zu machen und hoffe, dass sich die Schulter dadurch wieder bessert.

Später schlendere ich noch ein wenig durch den Ort und genieße den Blick Richtung Cirque de Gavarnie, dieser beeindruckenden Felsszenerie. Im Ort treffe ich dann ein Päärchen aus der Münchner Gegend wieder, denen ich auf der Strecke vom Ref. Laribet zum Ref. Wallon schon mal begegnet bin. Wenn ich mich recht erinnere haben sich die beiden auf dem Campingplatz einquartiert, der sich schön gelegen am Ortsende Richtung Cirque befindet. Ich mache in Gavarnie noch ein paar Ersatzbesorgungen. Mein Fleece, das ich in Candachu habe liegen lassen muss ersetzt werden und ich brauche eine Sonnerbrille. Am "Ruhetag" mache ich einen Spaziergang zum großen Wasserfall des Cirque und genieße an der Hotellerie du Cirque, einem kleinen Restaurant mit Blick direkt auf den großen Wasserfall, den Ausblick auf den größten Wasserfall Europas. 


HRP: Gavernie - der Cirque de Gavarnie


_____________________________________________________________________
Tag 9: Gavarnie - Luz, 30.06.2012 - 925 hm auf - 8 h - 26 km


Es ist wieder Traumwetter, dennoch beginnt der Tag nicht gut für mich, weil meine Schulterschmerzen nicht nachgelassen haben. Ich muss mich entscheiden was ich aus der Situation mache. Weiterlaufen oder aufhören? Am Ende wird es eine Mischung aus beidem. Ich entschließe mich auf den GR10 zu wechseln in der Annahme, dort kürzere Etappen zu haben, so vielleicht die Sache in den Griff zu bekommen und in ein paar Tagen wieder auf die HRP wechseln zu können.


Es fällt mir nicht leicht das zu machen, denn auf die nächsten Etappen habe ich mich richtig gefreut, insbesondere auf die bei Ton Joosten so schön beschriebenen Barroude Walls und Lakes. Ich ziehe also los und wie im letzten Jahr folge ich nun für einige Tage wieder den weiß-roten Markierungen des GR 10. Der Weg aus Gavarnie heraus ist schnell geschafft und zunächst geht es ein gutes Stück nach oben. Das Wetter ist Klasse und ich habe immer wieder schöne Rückblicke auf den Cirque de Gavarnie.

Das erste Zwischenziel ist die Gite d'Etappe Saugue. Das Haus hat geöffnet und macht einen guten Eindruck. Ich mache trotzedem keine Kaffe-Pause, mir ist mehr nach Weiterlaufen.

 
 Der weitere Wegverlauf ist landschaftlich sehr ansprechend, die grünen Hügelketten über die der GR 10 führt machen das Bild lieblich. Auf dem Weiterweg Richtung Luz-Saint-Sauveur, dem heutigen Etappenziel, muss ich einmal zu einer Strasse absteigen, neben der eine Art  Wasserkraftwerk liegt. Kurz vor Luz-Saint-Sauveur komme ich dann an der Pont de Napoleon vorbei.

Die Brücke wurde 1863 im Auftrag von Napoleon III erstellt und erleichterte den Zugang Richtung Gavarnie. In Luz angekommen mache ich mich auf die Suche nach einem Campingplatz und werde am anderen Ortsende fündig. Der GR 10 läuft direkt am Campinplatz Les Cascades vorbei, prima. Meiner Schulter geht es Abends nicht wirklich besser, es bleibt abzuwarten was daraus wird.

________________________________________________________________________
Tag 10: Luz - Bareges, 01.07.2012 - 1.150 hm auf - 5,5 h - 13,5 km



Das Wetter ist gestern Abend eingetrübt, für heute sind Gewitter und Regen angesagt. Die heutige Etappe führt nach Bareges und ist mit 5 Stunden recht kurz. Gute "Voraussetzungen" um den Tag langsam anzugehen. Ich setze mich also in ein Cafe in Luz und beobachte das Wettergeschehen.

"Weg"
Es ist kälter geworden, die Wolken hängen tief und es regnet immer wieder. Nach zwei großen Milchkaffe und Gebäck wird das Wetter etwas besser, ich gehe zurück zum Campingplatz, packe meine Sachen und ziehe gegen 11:30 los.

Nachdem die letzen Häuser verschwunden sind, steigt der Weg auf schmalen Waldpfaden immer weiter nach oben.

Die Pfade sind aber teilwiese sehr stark verwachsen, das Gras und die Farne stehen hüfthoch, manchmal sind auf dornige Äste dabei. Dieser Abschnitt war etwas unangenehm, zudem beginnt es wieder zu regnen, Nieselregen macht sich breit.

Das einzig "schöne" dabei sind die gelegentlichen Talblicke, die bei einer solchen nebilg-nassen Wetterlage eine eigene Stimmung haben.

Ich laufe in voller Regenmontur und schwitze daher auch entsprechend während des Aufstiegs. An einer Abzweigung gabelt sich der Weg und es gibt zwei Varianten Richtung dem Zielort Bareges. Ich entscheide mich zugunsten des vermeintlich kürzeren und dornenärmeren Wegs.

Das wäre sicher auch OK gewesen, wenn ich nicht an einer der nächsten Weggabelungen gepennt hätte und meinen Gedanken nachhängend einfach geradeaus weitergelaufen wäre. Diese Nachlässigkeit "bezahle" ich mit einem unnötigen Abstieg Richtung Tal und bemerke irgendwann, dass ich auf die im Tal verlaufende Strasse zusteuere. Die will ich aber auf keinen Fall laufen, also: zurück und wieder den Hang hoch. Ich finde einen Weg der mich wieder auf die richtige Höhe und den GR 10 bringt, habe mir aber durch die Aktion 200 Hm extra eingebrockt. Nach einer Stunde stehe ich wieder genau da wo ich den Abstieg begonnen habe und erkenne meinen Fehler.

Nun geht es aber ohne weitere Probleme nach Bareges, es nieselt / regnet immer wieder.

Ich niste mich im ersten Hotel ein das OK und preisgerecht aussieht ein und treffe - das die "Gite d'Etappel' Hospitalet" wegen offensichtlicher Renovierungsarbeiten geschlossen ist - mit dem Hotel "La Montagne Fleurie" eine gute Wahl.

Leider finde ich keinen Lebensmittelladen, gehen abends noch Essen und dann früh schlafen.

_______________________________________________________________________
Tag 11: Bareges - Ref. Lac de l'Oule, 02.07.2012 - 1.435 hm auf - 8 h - 22,5 km

GR 10:Gite d'Etappe l'Hospitalet
Mein Hotel liegt mitten in Bareges, ich muss also morgens zunächst durch den Ort und wieder auf den GR 10 zurück. Beim "Aufstieg" zum GR 10 komme ich dann nochmal an der "Gite d'Etappe l'Hospitalet", vor deren Eingang der GR 10 direkt vorbeiführt. Das Wetter hat sich erfreulicherweise gebessert, die Sonne lacht mir entgegen.

Nach ca. 1 Stunde mache ich eine kleine Pause, kurz vor einem großen Parkplatz des Skigebiets Super-Beregs ist eine Bar (geschlossen) und eine Art kleiner Kiosk (offen). Es gibt mal wieder Wasser und Espresso (im Plastikbecher, seufz). Danach geht es über den Parkplatz und dann über Wege und Pfade hoch zu einem weiteren Cafe, das dirket neben der hier wieder zu querenden Straße liegt.

Dann geht es endlich weg von der straßenlastigen Wegführung, ein Schild weist Richtung Col de Madamète, in 4 Stunden soll er zu erreichen sein. Zunächst führt der von der Straßewegleitende Pfad auf einen breiten Schotterweg, der dann aber zusehends schmaler wird und als Pfad weiter nach oben führt.



GR 10: bei der Cabane d'Aygues Cluses
Nun beginne ich mich langsam wohler zu fühlen auf dieser Etappe, ohne Straßenkontakt und genieße die Landschaft. Irgendwann kommt dann auch die Nothütte Cabane d'Aygues Cluses in Sicht, sie liegt sehr malerisch. Ich steuere aber nicht auf die Cabane zu, sondern biege kurz davor, dem GR 10 folgend, ab.
 
Es ist noch eine Stunde bis zum Col de Madamète, die ich zügig hinter mich bringe. Der Aufstieg macht Richtig Spaß, weil die Ausblicke in die Landschaft wirklch schön sind. Nach dem Col hat man dann schnell einen guten Blick auf die Abstiegsroute Richtung einem kleinen See (Gourg de Rabas) und dem Lac d'Aumar, die beide zu passieren sind.

GR 10: entlang des Lac d'Aumar
Entlang der Seen treffe ich dann auf einige andere Wanderer, meist Gruppen.

Der Weg schlängelt sich angenehm in Ufernähe und bietet immer wieder schöne Blicke. Es ist ein angenehmes Laufen.


GR 10: kurz vor dem  Col d'Estoudes
Nach dem Lac d'Aumar zieht sichder GR 10 langsam ansteigend zum Col d'Estoude (2.260 m), wo der Abstieg zum Lac de L'Oule beginnt.
GR 10: Chalet de l'Oule

Dort angekommen folge ich dem Weg am Seeufer entlang mit dem Ziel Chalet de l'Oule wo ich übernachten möchte. Das "Chalet" ist gut geführt, ich verbringe dort einen angenehmen Abend. Es sind insg. etwa 10 Personen die hier übernachten und es geht ruhig zu. Meine Schulterschmerzen haben mich den ganzen Tag geplagt und ich beschließe nach der morgigen Etappe abzubrechen, falls keine Besserung eintritt.

GR 10: Lac de l'Oule vom Chalet de l'Oule aus



________________________________________________________________________
Tag 12: Ref. Lac de l'Oule - Vielle Aure, 03.07.2012 - 480 hm auf - 5,5 h - 17,5 km

Die Übernachtung war angenehm und ruhig, keine Schnarcher, keine Unruhe im Raum und das Fenster war gekippt und hat für ausreichend frische Luft um Schlafraum gesorgt. Das Wetter ist wieder prima, also spricht alles für einen guten Tag, außer meiner Schulter, die sehr schmerzt. Damit steht die Entscheidung: ich laufe noch bis nach Vielle Aure und beende dort die Tour.


Es geht zunächst am Seeufer entlang, mit immer wieder schönen Ausblicken auf den See. Danach steigt der Weg durch Wald und über Wiesenpfade an, dem Col de Portet entgegen. Dort begrüßt mich eine kleine Straße, Autos, Liftanlagen und ein Parkplatz in der Nähe des Lifts. Außerdem sind Wanderer unterwegs, die von dem Parkplatz aus loslaufen.

Ich beeile mich hier wegzukommen, zumal auch Straßenarbeiten  im Gang sind und Kampfjets Übungsflüge machen. Ich beginne den Abstieg Richtung Vielle Aure. Im Tagesbericht notiere ich für den Übergang am Pass: "Autos, Alte Wanderer, Skigebiet, Strasse, Bautrupp, Diesel, Teergeruch, Kampfjets". So richtig Spaß macht mir diese Etappe folglich nicht, dafür ist zu viel Zivilisation um mich herum. Auch der Ausblick auf die benachbarten Hänge bietet optisch viele nachdenlich machende Eindrücke zum Thema Skigebiete und dazugehörige Hotelanlagen in Frankreich.

Schließlich kommt im Tal Vielle Aure in Sicht und der Weg führt zielstrebig talwärts. Ich ziehe das durch, erkundige mich nach den Fahrmöglichkeiten per Bus und sitze noch eine Weile in einer Bar in Vielle Aure, an der man aufdemGR 10 automatischvorbeikommt. Praktischerweise ist genau gegenüber die Tourist-Info, so dass die Ausarbeitung des Fahrplans für die Heimreise sehr erleichtert wird.



Damit endet meine Pyrenäen-Tour 2012, begonnen auf der HRP mit grandiosen Etappen von Lescun bis Gavarnie, weitergeführt auf dem GR 10 bis Vielle Aure. Weiter geht es 2013.